Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 1

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 1

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 1

# Jubiläum250

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 1

Vom wendischen Fischerdorf Stralow zur Stadt Stralsund

Ein historischer Abriss mit klösterlichem Beginn, hinein in Glaubenskriege   

Es ist fast 1000 Jahre her, inmitten von Wiesen, Sumpf und Wald ein kleines Fischerdorf auf einer Insel. Die Bewohner sind Wenden, ein slawischer Stamm von Osteuropa her zugewandert. Neben der Fischerei begann auch hier ein reger Handel mit den im Westen angrenzenden deutschen Siedlungen. Kaufleute und Händler kamen regelmäßig. Dann vor 900 Jahren unternahm Bischof Otto von Bamberg zwei Missionsreisen, die ihn 1124 und 1128 nach Pommern führten. Diese Reisen waren der Auftakt zur Christianisierung Pommerns. Ein religiöser Glaube, eine Kirche, ein Papst!

Der residierende Rügen Fürst Jaromar gewährte hier in Vorpommern den Zugewanderten Siedlungsrecht, dass auch gut angenommen wurde. Die Siedlung wuchs rasant, Jaroslaws Nachfolger der Fürst Witzlaw I, rief 1231 auch deutsche Mönche hierher. Es waren Zisterzienser, die das Kloster Neuenkamp bei Franzburg gründeten. Als Gründungsjahr wird für Stralsund das Jahr 1234 festgemacht. Später wurden der Stadt alle Stadtrechte verliehen, die sie relativ unabhängig machten. 

Zur Klostergründung gab der zuständige Diözesanbischof Bruno von Schwerin gerne seine Zustimmung. Dem Abt des Klosters wurde die Erlaubnis erteilt, „ …allerlei Volkes jeglichen Gewerbes anzusiedeln…“! Kurz vor Beginn des neuen Jahrhunderts um 1300 gründeten die Neuenkamper Mönche auch auf der Insel Hiddensee ein Zisterzienser Kloster. Im 30- jährigen Krieg wurde es leider von den Dänen völlig zerstört. In der Stadt wurde von den Mönchen der noch heute bestehende „Kampische Hof“ als Handelsumschlag Gebäude und Wohnhaus errichtet. Der Blühende Handel brachte viel Geld in die Stadt Kasse. So war es möglich das schmucke Rathaus und die großen Kirchen in der Stadt zu bauen. 1251 bauten Dominikanermönche das Katharinenkloster, das heutige Meeresmuseum auf. Ein paar Jahre später folgten dann Franziskaner mit dem Johanniskloster, heute teilweise Stralsunder Stadtarchiv.

Neben den Schrecknissen der ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen war aber für die Stadt, die Zeit der Hanse eine ganz besondere. Wirtschaftlicher Aufschwung und politisches Ansehen waren damit verbunden.

Nach dem Vordringen der „Neuen Lehre“ nach Martin Luther, kommt es 1525 zum „Stralsunder Kirchensturm“. Der große Reformator Luther (1483-1546), als Sohn eines Bergmanns geboren, als Augustiner Mönch auf einer Reise zum Papst Julius II. Zeuge des unzähligen Treibens der höchsten geistlichen Würdenträger, erfüllt von dem reinen Streben nach geläuterter Gläubigkeit und geistiger Erneuerung und überfordert von dem Ablasshandel, der betrieben wurde, macht 1517 den ersten entscheidenden schriftlichen Schritt, der den seit zwei Jahrhunderten schwelenden Unwillen in der Christenheit losbrechen ließ. Er stellte 95 Thesen gegen den päpstlichen Ablasshandel auf und veröffentlichte Schriften und Werke, in denen er schließlich eine Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern forderte. Die dann ihren Lauf nahm, er übersetzte die Bibel, Hl. Schrift in allgemeinverständliches Deutsch, zog die Mönchskutte aus und heiratete. 

Über 4000 Aufständische stürmen die Stralsunder Kirchen und Klöster. Sie zerschlugen alles, was an Katholisches erinnert. Unschätzbare Kunstwerke wurden so vernichtet. Die Marienstatue in unserer Kirche, eine kostbare Brabanter Schnitzarbeit gehörte dem Kloster am Sund. Als Leihgabe fand diese wieder zurück in unsere katholische Kirche Hl. Dreifaltigkeit.

Mit der Einführung der Reformation in Stralsund gab es kein katholisches Leben mehr. Die Priester und Ordensleute fielen nicht von ihrem Glauben ab, mussten aber zumeist fliehen. Die Ordensfrauen in den Klöstern Stralsunds blieben und weigern sich standhaft den „Neuen Glauben“ anzunehmen. Die Alten starben, junge Frauen durften nicht mehr aufgenommen werden. Dies dauerte, bis die letzte Ordensfrau starb und das Kloster säkularisiert wurde.

An Luthers Seite finden sich große Namen. Als erstes Phillipp Melanchton (1497-1560), er stellt sich in zahlreichen Schriften und Vorlesungen zu Luther. Er versucht ein Entgegenkommen in der Übereinstimmung der neuen Lehre mit den Heiligen Schriften und der Kirchenväter zu beweisen. Dann Erasmus von Rotterdam (1466-1534), seine Natürlichkeit, Einfachheit, Reinheit, Versöhnlichkeit und Vernunft kommen erst nach Beendigung der Glaubenskriege zum Tragen.

Roland Steinfurth
Pfarrei St. Bernhard
Gemeinde Hl. Dreifaltigkeit Stralsund

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