31/01/2025 0 Comments
Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 6
Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 6
# Jubiläum250

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 6
Katholisch – Kämpferisch – Selbstbewusst
Wendelin Zink Pfarrer in Stralsund unvergessen

Als Wendelin Zink die Gemeinde Heilige Dreifaltigkeit in Stralsund übernahm, gab es weder eine Orgel in der Kirche noch ein einheitliches Gesangbuch. Schwierig Gottesdienst zu halten, so gab er ein einheitliches Andacht - und Gesangbuch heraus. Auch bestellte er eine Orgel bei dem bekannten Berliner Orgelbaumeister Carl August Buchholz, die am 17.September 1834 eingeweiht wurde. Er wählte dazu eine Hochmesse von Mozart aus, aufgeführt von Solisten und einem Gesangverein. Er ließ mehrfach sogenannte figurierte Messen (das sind musikalisch ausgeschmückte Messen), besonders Ostern und Pfingsten und anderen Festen von Liebhabern der Musik aufführen.
Als Napoleon Rom und den Kirchenstaat besetzte, beschlagnahmte er das Vermögen der Römischen Kongregation („Sacra Congregatio de Propaganda Fide“), so dass Wendelin Zink acht Jahre lang kein Gehalt bekam. In dieser Zeit hielt er sich mit Stundengeben in Geschichte, Geografie und Sprachen über Wasser…“und diese Quelle war Gott sei Dank unversiegbar“. In seine Amtszeit fiel die Besetzung der Stadt durch die Franzosen (1807 – 1812). Unsere Kirche Heilige Dreifaltigkeit nutzten die Besatzer in dieser Zeit als Lazarett, und das Pfarrhaus hatte mehrmals Einquartierungen. Pfarrer Zink selbst hatte ein gutes Verhältnis zu den französischen Offizieren, die den Gottesdienst besuchten. Bei der Einnahme von Moskau durch Napoleon 1812 verlangte General Morand von Zink, eine Messe von Mozart während des Hochamtes aufzuführen und ein feierliches Te Deum zu singen.
Pfarrer Zink war ein geselliger Mann, er lud gerne Gäste in sein Haus ein. Zu seinem 25- jährigen Amtsjubiläum, aus seinem Tagebuch („Ich versammelte die Gesellschaft nachmittags zu Kaffee und Tee und abends waren wir bei Kuchen, Butter und Wein bis zum Morgen gegen 3 Uhr recht munter und vergnügt“) Zink besuchte regelmäßig Theateraufführungen, ging zum Pferderennen, zum Vogelschießen, besuchte im Sommer Gartenlokale. Er liebte Kartenspiel, gutes Essen, Tabak und einen köstlichen Tropfen Wein. Er unternahm gerne Reisen, vor allem nach Rügen, sogar einmal bis nach Berlin.

Wendelin Zink war ein hochbegabter Mensch, der sich auch wissenschaftlich und literarisch betätigte. Er sprach sieben Sprachen, verfasste zahlreiche Beiträge, vor allem für religiöse Zeitschriften und schrieb Gedichte. Pfarrer Zink, der Zeit seines Lebens nie ernstlich krank gewesen war, bekam ein Jahr vor seinem Tod Kreislauf - und Herzbeschwerden und erlag am 29. Mai 1840 um 6.30 Uhr einem Schlagfluss. Er wurde unter großer Anteilnahme am 2. Juni in seiner, unserer Kirche vor dem Altar beigesetzt.
Es gab einen Nachruf für Zink von unserer Gemeinde in der Lokalzeitung „Sundine“.

Pfarrer Zink bestimmte unsere Gemeinde zu seinem Universalerben. Darin folgende Bemerkung: …“jedoch nur unter der Bedingung, dass auf ihre Rechnung von meinen Nachfolgern auf ewige Zeiten dreimal jährlich für die Ruhe meiner Seele heilige Messe gelesen werden solle, und zwar eine an meine Todestage, oder ungefähr um dieselbe Zeit, eine während des hiesigen Sommers- und eine während des Winterjahrmarktes mit jedesmaliger vorangehender Ankündigung“. Seine wertvolle Bibliothek, die weder im Ganzen noch teilweise veräußert werden sollte, vermachte er ebenfalls der Gemeinde. Dies wurde leider nicht eingehalten, dass Diözesanarchiv in Erfurt hat sich gefreut. Sein Tagebuch wurde von Pfarrer Stefan Kotzula aus Wendelins persönlicher Schrift in die Druckschreibweise übertragen. Dieses Tagebuch als Empfehlung, sehr lesenswert und bildend.
Priesterliche Mitarbeiter von Pfarrer Wendelin Zink
Pater Sylvester Bayerlein
Mit Wendelin Zink kam der Karmelit Sylvester Bayerlein aus Bamberg Geboren am 28. November 1748 in Zeil/Hochstift, der dem jungen Priester mit Rat und Tat zur Seite stehen sollte. Vielleicht war das raue nordische Klima schuld? Schon am 28.September 1804 starb Pater Bayerlein nach kurzer, schwerer Krankheit mit 57 Jahren.
Pater Basilius Joseph Lang
1805 wird Pater Basilius Joseph Lang aus Regensburg als Unterstützung für Wendelin Zink geschickt. Den man aber schon 1806 auf Grund von Differenzen wieder zurückberuft.
Abschließend ein Brief von P. Wendelin Zink (Rechtschreibung der Zeit entsprechend) an seinen Freund Petrus Heitzer:
„Ich habe mich auch so ziemlich in die Launen meiner Mitmenschen zu fügen gelernt. Ohne sie anzufeinden, ohne sie zu hassen und ohne das Gebot der Liebe außer Acht zu lassen, verlache ich im Stillen ihre Thorheiten und Eitelkeiten; ich achte für nichts ihre Anfeindungen oder ihren bösen Willen, und ohne zu schmeicheln rüge ich ihre Albernheiten nicht und stelle mich, als wüßte ich nichts davon, und ohne zu kriechen lasse ich ihnen oftmals, wo sie offenbar Unrecht haben, Recht, wenn ich sehe, daß die Ueberzeugung des Gegen theils, theils unmöglich, theils wegen vorgefaßter Meinung oder Rechthaberei oder Selbstsucht unmöglich ist, oder doch ohne Bitterkeit nicht geschehen kann. Diese Regeln habe ich zum Theil aus eigener Erfahrung als Bewährt gefunden, und ich darf es als ein allgemeines Recept nebst dem „Probatum est“ empfehlen für die, welche Mißmuth leiden, Anfälle von Aufwallung empfinden, unzufrieden mit dem Betragen ihrer Mitmenschen sind, und doch gerne in Frieden mit Jedermann leben wollen. Item den Verläumdungen setze ich ein unbescholtenes Betragen entgegen, und den Verfolgungen eine eiserne doch christliche Geduld. Wenn nun dieses ganze Recept richtig gebraucht wird, so verschafft es – Zufriedenheit und ihre Schwester die Munterkeit nebst deren Bruder den Frohsinn, in dessen Gefolge die Gesundheit ist. Wenn Du oder ein Anderer es brauchen kannst, so brauche es und rathe es auch Andern aus christlicher Liebe und Barmherzigkeit an, es zu brauchen.“

Wer mehr über einen unserer ersten Priester hier in Vorpommern erfahren möchte, ein Hinweis:
1) Dr. Alphons Marx: Leben und Wirken des Pfarrers Wendelin Zink von Stralsund, im Katholischen Kirchenblatt für das Bistum Berlin, Jahrg.1937: Nr. 48 Seite 5f, Nr. 50 Seite 7f, Nr. 51 Seite 7f - Jahrg.1938: Nr. 1, Seite 15, Nr. 3, Seite 11 und 14
In Gedenken an Felicitas Knoppke; verstorben 2024
überarbeitet Roland Steinfurth
Gemeinde Hl. Dreifaltigkeit Stralsund
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