10/01/2025 0 Comments
Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 4
Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 4
# Jubiläum250
Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 4
Schwedenzeit in Blau/Gelb - Stralsund wird / ist schwedisch
Eigentlich war hier im pommerschen Norden nach der Christianisierung durch Bischof Otto von Bamberg um 1128 und die vielen Klostergründungen durch die Zisterzienser im Land, „Alles Gut Katholisch“!
Auch die glanzvolle und ruhmessträchtige Hanse-Zeit hat daran nichts geändert. Aber dann die Zeit um 1520 in Deutschland, so auch in Stralsund war voller Unzufriedenheit und überhäuft mit Missständen. So kamen Ketelhodt, Bugenhagen und andere Reformatoren gerade recht in Stralsund an und die Reformation 1525 nahm so ihren Lauf. 500 Jahre ist das her. Für die damalige Obrigkeit der Stadt, war es schon ein bewusster Schritt, die einfachen Leute haben es anfänglich kaum oder gar nicht bemerkt und als sie es merkten, war alles evangelisch. Am meisten zu leiden hatten sicher die vielen Priester und Mitglieder der Orden, weiblich wie männlich, die beim alten Glauben bleiben wollten.
Lange Zeit passierte nicht viel. Dann der 30jährige Krieg, er verwüstete weite Teile von Pommern. Zwei Drittel der Bevölkerung haben ihn nicht überlebt. Und die Kinder sangen:“ Maikäfer flieg der Vater ist im Krieg, die Mutter ist in Pommernland einbezogen. Pommernland ist abgebrannt, Maikäfer flieg!“
Es ist eines der traurigsten Kinderlieder der Welt. Der 24.Oktober 1648 bringt ein „Neues Erwachen“ für Europa. 148 Gesandte aus ganz Europa, Katholische und Evangelische kamen zu Friedensverhandlungen nach Osnabrück und Münster. Stralsund mit Vorpommern und Rügen sowie Wismar und die Bistümer Bremen und Verden wurden der schwedischen Krone zugesprochen. Dieser Friedensvertrag hatte für Stralsund und Vorpommern politische und wirtschaftliche Auswirkungen. Zunächst war Stettin der Sitz des schwedischen Gouverneurs.
Ab 1720, als ein Teil Vorpommerns an Preußen fiel, wurde Stralsund schwedischer Regierungssitz. Der restliche Teil des dazugehörigen Landes nannte sich jetzt Neuvorpommern. Die Schwedenzeit war für die Stadt nicht leicht, denn die Geschicke der Stadt hingen von der schwedischen Politik ab, besonders von der Außen - und Militär- Politik. Stralsund wurde immer wieder in kriegerische Handlungen hineingezogen.
Was 1628 während des Dreißigjährigen Krieges als militärische Hilfe gegen die Kaiserlichen Truppen begann und mit dem Westfälischen Frieden 1648 besiegelt wurde, endete 1815 mit den Napoleonischen Befreiungskriegen und dem Wiener Kongress.
Nach dem Untergang der meisten norddeutschen katholischen Bistümer in der Reformationszeit, wurde von Rom aus 1667 das Apostolische Vikariat der Nordischen Mission installiert. Der residierende Bischof des Bistums Hildesheim übernahm diese Aufgabe. Es war dies Bischof Friedrich Wilhelm von Westphalen. Am 7. Februar 1763 wurde er zum Bischof von Hildesheim gewählt. Zusätzlich wurde er 1775 zum Apostolischen Vikar des Vikariats des Nordens ernannt. Die Seelsorge wurde vornehmlich von Ordenspriestern, Jesuiten, Dominikanern und Franziskanern übernommen. Schon 1783 entstand im Königreich Schweden ein eigenes Vikariat der Nordischen Mission. Bis zum „Wiener Kongress“ 1815 war Vorpommern mit Stralsund diesem Vikariat unterstellt. Unter Preußischer Herrschaft entstand die Kirchenprovinz Brandenburg- Pommern im Bistum Breslau. Die Grenzen des Bistums wurden seit dem Übergang an Preußen mehrfach den Veränderungen der politischen Grenzen angepasst. 1821 wurde mit der Bulle „De salute animarum“ das Suffraganbistum Breslau von Papst Pius VII. aus der polnischen Kirchenprovinz Gnesen herausgelöst und direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt. Zugleich wurden die Provinzen Brandenburg und Pommern als „Fürstbischöfliche Delegatur“ geführt.
Am 13. August 1930 wurde das Bistum Breslau – zum Erzbistum der Kirchenprovinz Breslau (inoffiziell auch „Ostdeutsche Kirchenprovinz“ genannt) erhoben, im gleichen Zuge wurde die „Fürstbischöfliche Delegatur Brandenburg-Pommern“, zum Bistum Berlin erhoben. Der erste Berliner Bischof wurde Dr. Christian Schreiber.
Die in diesen Zeiten ständigen Auseinandersetzungen behinderten vor allem in Stralsund die wichtigsten Wirtschaftszweige, Handel und die Schifffahrt. Weiter gab es ständige Geldforderungen. Nur langsam erholte sich die Stadt in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts entstanden mehrere Manufakturen und kleine Produktionsstätten, eine Fayencen-, eine Spiegel-, eine Spielkartenfabrik u.a.m. In der Schwedenzeit entwickelten sich aber auch vielfache Kulturbeziehungen.
Der Stralsunder Carl Wilhelm Scheele ging nach Schweden und entdeckte u.a. den Sauerstoff; weitere Söhne der Stadt, Vater und Sohn Nicolaus Tessin waren Miterbauer des Stockholmer Schlosses. Es kamen anderseits auch Gelehrte Kartographen und Architekten aus Schweden nach Stralsund. Jesuiten konnten katholisch missionieren. Auf Antrag von Jesuitenpater de Chêne erlaubte der schwedische König 1775 die Gründung einer katholischen Missionsstation in Stralsund. Eine Kirche folgte 1785. Was erinnert uns heute noch an die 200jährige Schwedenzeit? Personen und Straßennamen, das Regierungspalais in der Badenstraße, die schwedische Kommandantur auf dem Alten Markt mit dem damaligen Stralsunder Wappen, der Rathausdurchgang erbaut von einem Schweden, mit der Büste des schwedischen Königs Gustaf Adolf.
Auch der Löwische Saal und die Löwische - Bibliothek erinnern an einen schwedischen Gouverneur und an der Mauer der ehemaligen Frankenkaserne die Gedenkplakette an Schwedenkönig Carl XII. Das Grabmal von Graf Johann Lilliensted befindet sich in der Marienkirche und die Grabplatte des schwedischen Generals Mack Düwall in der Nikolaikirche.
In der russischen Besatzungszeit und besonders zu DDR-Zeiten wünschten etliche Stralsunder, dass die Stadt wieder schwedisch wird.
Bis heute sagen viele Vorpommern im Spaß, sie würden in Südschweden wohnen. Wie kommt das? Die "Schwedenzeit" bezeichnet die mehr als 160 Jahre währende Periode der schwedischen Herrschaft in Stralsund und Vorpommern. 1764 beantragt Johann Casper Kern die Konzession zur Führung einer Spielkartenfabrik. Als Graveur bei der Königlich schwedischen Münze verfügt er über nötige Vorkenntnisse und entsprechendes Equipment. 1765 darf er auf Geheiß des schwedischen Generalstatthalters eine "privilegierte Kartenfabrik" eröffnen, die er am Neuen Markt einrichtet.
Eine Nebenstelle der Vorfertigung befand sich im Jungfernstieg, dem Haus, dass die katholischen Borromäus-Schwestern/SMCB später erwarben. Von Stralsund aus beliefert das später international handelnde Unternehmen die Region mit den ersten Stralsunder Spielkarten.
Im Gedenken an Felicitas Knoppke; verstorben 2024.
überarbeitet von Roland Steinfurth
Gemeinde Hl. Dreifaltigkeit Stralsund
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