Pilgern in Skandinavien

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Pilgern in Skandinavien

Einmal im Jahr treffen sich die lutherischen skandinavischen Pilgerbeauftragten zu einer Tagung, um über Pilgertheologie, Pilgerwege und Zusammenarbeit zu sprechen. Gewöhnlich findet diese Tagung in den skandinavischen Sprachen (dänisch, schwedisch, norwegisch) statt. Auch einige wenige Deutsche nehmen an dieser Tagung teil. 

In diesem Jahr war zum ersten Mal Finnland der Gastgeber und das Treffen fand in Turku, der ältesten finnischen Stadt, statt. Da die Finnen allerdings gewöhnlich nicht eine der skandinavischen Sprachen sprechen, war diesmal Tagungssprache englisch. Deshalb kamen auch einige Pilgerbeauftragte aus Estland und Island dazu. 

Es ist spannend, wie viele Pilgerwege im Norden Europas und auch im Baltikum ausgewiesen und mit Pilgerzentren ausgestattet sind.

Was zeichnet die nordischen Wege aus?

Die vorherrschenden Pilgerziele sind Nidaros (Trondheim) in Norwegen oder Vadstena in Schweden. Häufig gibt es Verbindungswege zwischen diesen Pilgerzielen oder von dort Verbindungswege in den Süden Richtung Santiago de Compostela. 

Die Pilgersaison ist wegen des manchmal rauen Wetters etwas kürzer als im Süden Europas. 

Die Tage sind lang und die Nächte kurz. Das entspannt den Tag, weil man eigentlich immer im Hellen ankommt.

Die Geschichte Skandinaviens ist geprägt von den hanseatischen Verbindungen des Ostseeraumes. 

Die Wege sind weit weniger begangen und es gibt weite Strecken unverbauter Natur. 

Die Kirchen Nordeuropas sind häufig sehr alt: viele sind gotisch, manche sogar romanisch. Zeitgleich mit Deutschland erreichte die Reformation Nordeuropa, sodass in weiten Teilen das Pilgern nachreformatorisch bei Strafe verboten war. Dafür ist der Pilgertrend nun dort ungebrochen stark. Die lutherischen Kirchen haben Pilgern für sich entdeckt und in manchen Pilgerkirchen werden regelmäßige Stundengebete angeboten. Da die nordischen lutherischen Kirchen stark von Philipp Melanchthon beeinflusst waren, sind, anders als in Mittel- und Süddeutschland, Beichtstühle in vielen Kirchen noch Teil der Ausstattung.

Besonders die schwedische und die finnische lutherische Kirche sind in den letzten 20 Jahren durch Liturgiereformen wieder stärker von der anglikanischen Kirche beeinflusst, was sich stark in der Gestaltung der Gottesdienste und Pilgerandachten niederschlägt.

Eine „Frucht“ der gemeinsamen Tagungen ist, dass die nordischen Wege zunehmend für internationale - und besonders für deutsche - Pilger zugänglich gemacht werden. 

Pilgerpässe für den Olavsweg kann man über die Homepage bestellen. Die Ökumenische Pilgerinitiative kann mit Informationen zum Thema „Pilgern in Schweden“ weiter helfen. 

Wer Interesse an den Pilgerwegen Nordeuropas hat, findet bei der Pilgermesse in Hamburg ein breites Angebot in der „Nordic Corner“, wo die Skandinavischen Länder ihre Wege vorstellen.

Ellen Nemitz

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