Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 44

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 44

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 44

# Jubiläum250

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 44

Die 60iger und hinein in die 68iger – „Frei und wild“ will man sein

Stralsund, die von Teichen umgebene, wirkt wie eine Lagunenstadt des Nordens, und offenbart in ihrem historischen Antlitz eine bewegte Vergangenheit und einen tiefgreifenden baulichen Stillstand in der DDR-Zeit. Einst eine stolze, wehrhafte, fast uneinnehmbare Hansestadt, in der der Geist der Freiheit und des Handels lebte, zeigt sich – in den 60.iger Jahre – eine Stadt, die sich neu in der Plattenbauweise erfinden will, um den Anforderungen des sozialistischen Staates gerecht zu werden. Doch während der Monumente der Vergangenheit unvergänglich zu sein scheinen, prägt das sozialistische Regime den Alltag der Stadt. Hotels und Gaststätten, Symbole des früheren privaten Lebens, wurden enteignet und in FDGB-Vertragsheime verwandelt. Private Ferienquartiere gehörten der Vergangenheit an – ein Abbild der staatlich gelenkten Lebensweise. Stattdessen sorgt das Schiff „Völkerfreundschaft“ dafür, dass die Arbeiter kollektive Urlaubserlebnisse genießen, die dem Geist der Gemeinschaft und Gleichheit aufgezwungen entsprechen sollen.

Stralsunds Versuch von Wandel hört hier nicht auf: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt zur bedeutenden Werftstadt umgebaut. Der Hafen und die staatliche Volkswerft stehen exemplarisch für die industrielle Neuausrichtung, die Produktion von Trawlern – ausschließlich für die Sowjetunion bestimmt – unterstreicht den politischen Einfluss und die wirtschaftlichen Verbindungen. Stralsund in den 60.iger Jahren – eine Stadt, die stolz auf ihre Vergangenheit blickt und sich gleichzeitig den Umbrüchen und Zwängen der Gegenwart beugt. Ein Ort, an dem Geschichte und Ideologie aufeinandertreffen und das Bild einer Stadt formen. 

Mittendrinn die katholische Gemeinde Heilige Dreifaltigkeit. Es war die Zeit, in der neben dem Pfarrer der Gemeinde auch noch zwei Kapläne hier seelsorglich Dienst taten und vielfältig zu tun hatten. Kinder und Jugendseelsorge galt in dieser Zeit ein besonderes Augenmerk von katholischer, kirchlicher Seite. Auch andere Politische Kräfte waren immer und überall unterwegs dies zu untergraben.

Katholische Priester in den 60igern in Stralsund - Teil 2 

4) Kaplan Norbert Grützmacher

Geboren am 09.11 1931 in Greifswald, Geweiht am 29.06 1957 von Julius Kardinal Döpfner.  Erste Kaplanstelle in Pritzwalk, danach in Königs Wusterhausen bei Berlin, Er war von 01. 02. 1965 bis 19.12. 1967 bei uns Kaplan. Dann Administrator in Wandlitz und Velten, zusätzlich auch Administrator für Kremmen.

Danach Pfarrer in Anklam. Er verstarb dort am 30. 11 2004 mit 73 Jahren.    

Gemeindeglieder und Andere berichten: Kath. Kirchen Zeitung Erzbistum Berlin

Hoffentlich wird nicht nur Papier bedruckt. Wie über das Diözesane Pastoralforum in der Region Vorpommern diskutiert oder nicht diskutiert wird

Vorpommern - „Hoffentlich wird nicht nur viel Papier produziert, das mit dem Leben in den Gemeinden Vorpommerns wenig zu tun hat.“ wenn die Rede ist vom Diözesanen Pastoralforum und seiner Ausstrahlung hinein in die Region Vorpommern „Wenn auf dem Forum in Berlin über ein zusammengelegtes Dekanat Vorpommern diskutiert wird, habe ich meine Bedenken. Schon heute gebe es in Vorpommern sogenannte „Schwerpunktpfarreien“, die nach seiner Erfahrung personell jedoch keineswegs ausreichend ausgestattet seien. „Im Zeitalter des permanenten Priestermangels muss es doch möglich sein, die wenigen Priester von Aufgaben zu befreien, die mit ihrem eigentlichen Auftrag nichts oder nur wenig zu tun haben.“ „Zeitaufwendige Büroarbeit, Fahrdienste in den Gemeinden, Religionsunterricht, um nur drei Beispiele zu nennen, können durchaus von engagierten und qualifizierten Laien bewältigt werden.“ An Einsatzbereitschaft fehle es in der Region keineswegs. Nur würden einsatzbereite Gemeindemitglieder in Vorpommern nicht selten die Erfahrung machen, dass der Ortspfarrer sich häufig als der „einzig kompetente Mensch“ in der Gemeinde empfinde und so Aufgaben an sich ziehe, von denen ihn seine „Schäfchen gerne entbunden“ gewusst hätten, um Kräfte für die eigentliche Seelsorge in der Diaspora frei zu setzen.

„Die Resonanz in der Gemeinde ist nicht so sehr groß, aber es gibt einige Gemeindemitglieder, die am Forum teilnehmen. Die Arbeitsgruppen, die sich mit Kindern, Jugendlichen und Familie innerhalb der Kirche beschäftigt haben, werden wohl ganz konkrete Vorschläge unterbreiten, die dann auch in der seelsorgerischen Praxis in Vorpommern Anwendung finden könnten.“

Pfarrer Norbert Illmann aus der Gemeinde Herz Jesu in Wolgast sieht das Diözesane Pastoralforum eher mit gemischten Gefühlen. „In Berlin werden Strukturen vorausgesetzt, die hier in Vorpommern kaum oder gar nicht vorhanden sind“, stellt der Geistliche fest. Und er fügt hinzu: „Die Menschen in Wolgast haben nach meiner Einschätzung andere Probleme als das Pastoralforum.“

„Erstmal warten wir auf die Ergebnisse“, sagt Pfarrer Reinhold Janiszewski. Gerade zu Beginn des Forums hätten Mitglieder aus seiner Stralsunder Gemeinde Heilige Dreifaltigkeit zahlreiche Voten eingebracht. „Leider haben wir jetzt zunehmend das Gefühl, dass ausschließlich Berlin im Mittelpunkt des gesamten Prozesses steht.“ Viele hauptamtliche Mitarbeiter im Erzbischöflichen Ordinariat würden nach Janiszewskis Worten die Region Vorpommern überhaupt nicht wahrnehmen, geschweige denn aus eigenem Erleben kennen. Ein breites Interesse seiner Gemeinde am Pastoralforum könne er nicht bestätigen. 

Von „Null-Interesse“ in der Gemeinde Salvator spricht der Anklamer Pfarrer Norbert Grützmacher. „Ich nehme an, dass Sie bei Ihren Recherchen in Vorpommern von meinen Mitbrüdern ähnliche Einschätzungen hören“, sagt er. „In Anklam haben wir keinen, der für uns nach Berlin fährt. Auch haben wir in der Gemeinde noch gar nicht über das Forum gesprochen.“ Erstmal werde auch in der Lilienthalstadt die nächste Vollversammlung abgewartet. „Dann könnte es sein, dass wir beispielsweise im Pfarrgemeinderat darüber sprechen werden.“ Die in publizistischer Begleitung des Forums erstellten Pastoralforums-Beilagen der Kirchen Zeitung werden in Anklam ignoriert. „In unserer Kirche liegen Berge von Zeitungen herum, die keinen Menschen interessieren“, stellt Pfarrer Grützmacher fest. „Demnächst werde ich sie wegschmeißen.“ Nach seiner Erfahrung hätten die Menschen in Anklam „grundsätzlich andere Probleme“. Es könne sein, so Pfarrer Grützmacher weiter, dass das Desinteresse auch mit der „Sozialismus-Vergangenheit“ zusammenhänge. „Die Leute hatten damals nichts zu sagen, wollten nichts sagen und sagen auch heute nichts.“

Gedämpften Optimismus verbreitet Pfarrer Harry Karcz aus Bergen. „Wenn die Ergebnisse vorliegen, werden wir uns auf der Insel Rügen damit auseinandersetzen“, sagt er. Derzeit spiele das Forum im Alltag der Gläubigen auf Deutschlands größter Insel jedoch eher eine untergeordnete Rolle. „Wir sind froh, dass der seelsorgliche Alltag bei uns funktioniert, und haben in dieser Beziehung keinerlei Reformbedarf.“ Dies hänge neben der „pommerschen Mentalität“ auch mit anderen Praxiserfahrungen in der Region Vorpommern zusammen. „Wir haben keine katholischen Schulen, und auch der Kampf um LER tangiert uns hier wenig.“ Nach Abschluss des Diözesanen Pastoralforums werde sich zeigen, so Pfarrer Karcz weiter, welche Vorschläge in Vorpommern, zumal auf Rügen, tatsächlich Anwendung finden könnten. 

Pfarrer Norbert Grützmacher, mit anderen in der Kath. Kirchenzeitung, Erzbistum Berlin

Anklam - Heute war es eine gute Idee, das Auto stehen zu lassen. Die Fahrt von Berlin nach Anklam dauerte Stunden, außer man nahm den Zug. Autos stauten sich am Steintor der Stadt, viele waren Einheimische oder Urlauber. Währenddessen herrschte in der katholischen Gemeinde von Anklam große Freude: Beim Neubau des Gemeindezentrums wurde die Richtkrone emporgezogen. Pfarrer Norbert Grützmacher schlug den letzten Nagel ins Dachgebälk und führte die Gäste durch den Rohbau. Der Bau umfasst 600 Quadratmeter auf zwei Etagen. Das Gemeindezentrum wird 1,3 Millionen Mark kosten, größtenteils finanziert vom Erzbischöflichen Ordinariat in Berlin und dem Bonifatiuswerk. Die Gemeinde muss 20 Prozent selbst aufbringen, was durch den Verkauf des alten Pfarrhauses und Benefizaktionen erfolgen soll. Hoffentlich wird das Zentrum nach Fertigstellung mit Leben gefüllt und bietet ein Zuhause für verschiedene Gruppen. 

Thomas Steierhoffer -   Nr. 38/98 vom 20. September 1998 

5) Kaplan Konrad Beißel 

geboren am 01. 10 1935 in Berlin Schöneberg, Geweiht am 30.06. 1963 von Erzbischof Alfred Bengsch. Erste Kaplans Stelle Luckenwalde, dann war er vom 20. 01. 1966 bis 01. 04 1967 bei uns Kaplan danach Spiritual am Bischöflichen Vorseminar in Schöneiche, 1972 Titel Pfarrer, 1976 Domvikar, Sekretär und Zeremoniar, ab 1982 Pfarrer in Potsdam Babelsberg, ab 1991 Pfarrer in St.Josef Berlin Wedding, und starb am 14. 09. 2010

Kaplan Konrad, Beißel - Gemeindeglieder und Andere berichten:

Zu Kaplan Beißel, kann ich nur sagen: Bei ihm habe ich meist immer angestanden. Nach seinen in St.Josef gehaltenen Gottesdiensten standen alle Ministranten, aber auch Männer aus der Gemeinde oben an seiner Wohnungstür mit Büchern unter dem Arm. Warum wohl, hatte er eine Bibliothek? Ja einen Bücherschrank mit Literatur und theologischen Büchern hatte er schon. Doch deswegen war der Andrang nicht. Was die vielen Leser zu ihm zog, war seine komplette „Karl May“ Sammlung. Da gab es viel zu lesen von Winnetou und Old Shatterhand. Das war so richtig was für Jungs, dann anschließend, wenn die Bücher getauscht waren, abends im Bett noch zu schmökern, herrlich. Danke Kaplan Beißel!!! (Roland Steinfurth)

Erzbistum Berlin Diözesan Archiv

Konrad Beißel (1935–2010) DAB V/245–…Biographische Notiz

Geboren in Berlin-Schöneberg am 1. Oktober 1935, nach Abitur (1956) Sprachenkurs in Halle, Theologiestudium in Er¬furt und Priesterseminar in Neuzelle, 1963 katholischer Priester (Diözese Berlin), Kaplan in Lucken¬wal¬de, 1966 Kaplan in Stralsund, 1967 Spiritual am Bischöflichen Vorseminar Schön¬eiche und Zere¬moniar des Weihbischofs, 1969 Rektor des Bischöflichen Vorseminars / Sprachen¬kurs in Schön¬eiche, 1971 Titl. Pfarrer, 1976 Domvikar, Bischöflicher Sekretär und Zeremoniar, 1982 Pfarrer von St. Antonius in Pots¬dam-Babels¬berg (bis 1991), 1990 Rundfunk¬beauftragter für Radio Potsdam, 1991 Pfarrer an St. Jo¬seph in Berlin-Wedding (bis 2002), 1994 Vorsitzender des Caritas-verbandes für die Stadt Berlin (bis 2005), gestorben in Berlin am 14. September 2010, beigesetzt in Berlin-Mariendorf am 27. September 2010 auf dem St.-Matthias-Friedhof,

Veröffentlichungen u.a.: André Franik / Konrad Beißel, Berlin-Wedding. Katholische Pfarrkirche St. Joseph, Regensburg 1999. – Her¬ausgeber: Karin Wolbert-Breite, Nach diesem Sommer. Ein auto¬biographischer Bericht, Leipzig 1989.

Norbert Göckener, »Man kommt nicht so leicht an die Leute ran«. Priestertausch zwischen alten und neuen Bundesländern, in: KNA. Im Gespräch, Nr. 72, 2. Oktober 1992. – Konrad Beißel führt Caritas Berlin. Stabwechsel an der Spitze des Verbandes, in: Caritas aktuell. Nr. 1, Januar 1995. – Karl-Heinz Hoefs, über Grenzen hinweg. Pfarrer Konrad Beißel feiert sein 40. Weihejubiläum, in: Kath. Sonn¬tags¬zeitung für das Erzbistum Berlin, Nr. 26, 29. Juni 2003. – Karl-Heinz Hoefs, freiheitsliebend und spontan. Pfarrer Konrad Beißel ist am 14. September gestorben, in: ebd., Nr. 38, 25./26. September 2010. – Nachruf von Karl-Heinz Hoefs, in: Jahrbuch des Erz¬bistums Berlin 2012, 86 f.

Juliane Bittner Redakteurin in der Hörfunk- und Fernseharbeit des Erzbistums Berlin:

Eines Tages im Frühjahr 1986 rief Pfarrer Konrad Beißel, damals Pfarrer der Kirchengemeinde St. Antonius in Potsdam-Babelsberg, bei mir zu Hause in Berlin-Karlshorst an und fragte, ob er mit einem Gast aus Rom „mal kurz vorbeikommen“ könne. Zwei Stunden später saß Jesuitenpater Eberhard von Gemmingen, der damalige Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan, bei uns im Wohnzimmer.

Radio Vatikan sagte mir nichts; in der DDR konnte der Sender nur mit erheblichem technologischen Aufwand empfangen werden, was ich, ehrlich gesagt, nie ernsthaft erwogen hatte. Pater Gemmingen erläuterte mir also zunächst, was der päpstliche Sender so alles auf Deutsch senden würde. Zum Beispiel Berichte über Beschlüsse und Personalia der Berliner Bischofs- beziehungsweise Ordinarienkonferenz. Das sei die Pflicht, erklärte der Jesuit, doch ihm ginge es ebenso um die Kür: Was passiert in den Gemeinden und Gemeinschaften zwischen Kap Arkona und Suhl, Halberstadt und Frankfurt an der Oder? Was bewegt die Katholiken in der DDR? Wie bereiten sie das Katholikentreffen 1987 in Dresden vor und was erhoffen sie sich von dieser geistlichen Großveranstaltung? Dafür wollte er mich als eine Art „DDR-Korrespondentin“ anheuern.

6) Kaplan Egon Ganswindt

geboren am 27.12 1931 in Berlin, Geweiht am 27.12 1958. Er war von 01. 04 1967 bis 01.08. 1968 bei uns Kaplan, wohnte im St. Josefs-Heim. Vielen ehemaligen Ministranten ist er als Lustiger, umgänglicher Typ mit Berliner Schnauze und Charm in Erinnerung geblieben. Auch für die Bewohner in St. Josef, wo er wohnte, hatte er zumeist ein nettes Wort parat.  Seine Heimatstadt machte ihn traurig, ein geteilter Ort mit einer Mauer drumherum. Er ist verstorben, unbekannt wann, leider gibt es auch sonst keine weiteren Daten. Gedenken wir seiner.

Autor Felicitas Knoppke; verstorben 2024
Korrektur Wolfgang Vogt
überarbeitet Roland Steinfurth

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